Die Borgloher können aufatmen

Auch in Zukunft wird es eine Hausarztpraxis in ihrem Ort geben. Natalia Schulz wird die Praxis von Dr. Matthias Fuchs übernehmen. Sie ist in Kasachstan aufgewachsen und hat unter anderem zwölf Jahre lang als Notärztin gearbeitet. Ob die Praxis in Borgloh bestehen bleiben kann, stand bis zuletzt auf der Kippe.

Seine chronisch kranken Patienten bekamen die Nachricht zuerst. Sie sollten genügend Zeit haben, sich einen neuen Arzt zu suchen, erklärt Matthias Fuchs. Fünf Jahre hatte er einen Nachfolger für seine Hausarztpraxis in Borgloh gesucht. Bis er schließlich aufgab. „Ich hatte mich dazu entschlossen, die Praxis am 31. Dezember zu schließen“, sagt der Arzt. Der Spagat zwischen seinen Tätigkeiten als Betriebs- und Hausarzt wurde ihm zu groß. Doch viele seiner Patienten fanden keinen neuen Arzt. Sie sagten, dass sie überall abgewiesen würden. „Sie wussten nicht wohin“, sagt Fuchs.

Nun ist klar, dass sie sich keinen neuen Arzt mehr suchen müssen. Denn als die Umzugskartons schon in der Praxis lagen, meldete sich Natalia Schulz. „Das war ein riesiger Glücksfall“, sagt Fuchs. Schnell wurde klar, dass Natalia Schulz die Praxis übernehmen kann. „Wir verstehen und ergänzen uns sehr gut“, sagt Fuchs.

Patienten warteten drei Stunden, um „Danke“ zu sagen

Als ausgebildete Fachärztin für Innere Medizin ist Schulz noch bis zum Ende des Jahres in einer Gemeinschaftspraxis in Wallenhorst beschäftigt. Weil ihr die Entfernung zwischen ihrem Wohnort in Georgsmarienhütte und dem Arbeitsplatz zu groß war, suchte sie nach einer neuen Praxis im südlichen Landkreis. „Ich war auf der Suche nach einer kleinen, gut sortierten Hausarztpraxis“, sagt Schulz. In Borgloh ist sie schließlich fündig geworden. Schweren Herzens verlässt sie die Praxis in Wallenhorst. Teilweise haben die Patienten drei Stunden im Wartezimmer gewartet, nur um sich von ihr zu verabschieden und ihr Danke zu sagen, sagt sie. „Die Patienten sind sehr traurig“. Doch die täglichen, langen Fahrtzeiten wurden ihr einfach zu viel.

Schulz ist in Kasachstan aufgewachsen und hat dort Medizin studiert. Zur Jahrtausendwende zog sie nach Deutschland. Sie arbeitete unter anderem in der Uni-Klinik Leipzig und im Klinikum Dissen. Zudem hat sie zwölf Jahre lang als Notärztin gearbeitet.

1500 Patienten pro Quartal sind nun möglich

Fuchs bleibt der Praxis erhalten und wird dort weiterhin seine Sprechstunden haben – neben seiner Tätigkeit als selbstständiger Betriebsarzt. Er hatte die Praxis 2006 übernommen und sie über die Jahre modernisiert, wie er sagt. So arbeite er mittlerweile komplett papierlos. Auch deshalb fängt Schulz nun dort an. „Ich wollte keine marode Praxis übernehmen“, sagt die Internisten. Nur einige Wände müsse sie noch streichen.

Mit Blick auf den Ärztemangel betont Fuchs mehrfach, wie glücklich der Umstand sei, dass er mit Natalia Schulz eine Nachfolgerin finden konnte. Nun ist die Versorgung in Borgloh bis auf Weiteres gesichert. Mehr noch: „Wir können jetzt mehr Patienten versorgen als vorher“, sagt Fuchs. Zuletzt hatte er 950 Patienten pro Quartal versorgt. Nun seien bis zu 1500 Patienten möglich

Nach oben scrollen